« Wo die Elemente sich begegnen »
Vier Wellen, ein Olivenzweig, beides vor sandfarbenem Hintergrund: Bienvenue! Sie befinden sich auf der Seite der édition littoral von Frank Gruber. Natürlich sind es die Insignien der Küste, insbesondere des Mittelmeers, die zum Symbol meiner Arbeit als Schriftsteller und bildender Künstler geworden sind. Aber was steckt wirklich dahinter?
Einerseits beschreibt es nichts weiter als die Liebe zu einem Ort, wo sich die Elemente – Wasser, Erde, Luft (selbst das Feuer gehört in den südfranzösischen Départements zur Tagesordnung) – die Hände reichen: der Küste. Zum anderen bringt es auf den Punkt, was mich im Besonderen dazu antreibt, an Texten zu arbeiten: Feuer-Wasser, Links-Rechts, Gut-Böse, wenn Gegensätze für unüberbrückbar gelten, dann werde ich misstrauisch.
Dank meiner geisteswissenschaftlichen Ausbildung an der Universität Innsbruck erscheint es mir nicht fremd, jene fraglos erscheinenden Gegensätze in einen Zusammenhang zu bringen. Mehr noch, zerfallen ihre künstlichen Wesen ein jedes Mal, da sie in Frage gestellt, ja, kann sogar das Kunststück gelingen, ihre Austauschbarkeit unter Beweis zu stellen. Nicht zufällig lösen manche Figuren in meinen Texten Befremden aus. Kauzige, ja verdrehte Typen sind das, bei denen alles, selbst der eigene Kopf, auf dem Kopf steht, wenn Unbewusstes und Bewusstsein ihre Rollen tauschen. Alles Bewährte erweist sich dann in Bruchteilen einer Sekunde als nutzlos. Sicher geglaubte Wahrheiten entpuppen sich als Konstrukte der Mächtigen. Immerhin entgeht ihnen nicht, dass es mit der Freiheit nicht so weit her ist, wie es uns gerne eingeredet wird.
Was bleibt, ist der Weg zurück in die «Welt als Wille», wie sie von den Existenzialisten seit Schopenhauer ergründet wurde. Dorthin also, wo wir uns einfügen können in ein großes Ganzes; wo wir nicht abgeschnitten sind, oder genauer, von wo wir uns nicht mutwillig abgetrennt haben, weil wir uns doch so erhaben fühlen über das Außer-uns-Befindliche, das doch nur wir selbst sind. Allein das Schreiben kann uns dabei helfen, nämlich wenn der Geist uns auch wirklich die Freiheit lässt, in ein Schreiben zu geraten, wie es Margérite Duras einmal so schön ausgedrückt hat.
Fast zwangsläufig, aber ohne es in irgendeiner Form angepeilt zu haben, erweiterten sich meine Möglichkeiten, nach den unbewussten Wahrheiten in den Küsten- und Grenzregionen unseres Daseins Ausschau zu halten. Das Gestalten von Licht und Farbe in meinen Skizzen, Bildern und Fotografien ist seither unverzichtbarer Teil der édition littoral!