WVZ96 | «Μυστικά» | © Mag. Frank Gruber 2023
Rasch hatte sich die Erfahrung von Geheimnissen als die Essenz unserer heurigen, dritten Reise nach Griechenland hervorgetan. Am geheimnisvollsten vielleicht immer noch der „Nabel der Welt“. Über dem weitläufigen Dorfplatz von Karia, einem Bergdorf auf der Insel Lefkas, wo dieses Bildnis entstand, beugten sich alte, seltsam verschlungene Platanen über die Tische der Gasthäuser und spendeten lückenlosen Schatten. Alte Griechen spielten unentwegt mit den Perlen ihrer Rosenkränze. Ab und zu fiel ein welkes Blatt auf meinen Schoß. Wir blieben lange sitze. Dort oben gab es ausnahmsweise keine Geheimnisse.
WVZ95 | «Colombage á Colmar» | © Mag. Frank Gruber 2023
Das Petite Venice von Colmar ist ein ehrlicheres Imitat als jenes Venedig der Alpen in Annecy, weil so unehrlich, wie das Vorbild. Und dann die echt-echte Elsässer Küche mit Baeckeoffe, Flammkuchen und Rösti in der Schwendi Bier und Wistub. P.S. In Colmar sucht man sich besser zeitig einen Platz im Gasthaus. Dann ist alles gut!
WVZ94 | «Schattenstrahlen» | © Mag. Frank Gruber 2023
Ablenkung von den Actionhelden in der Sandkiste. Keine Frage, machte mich die Ablenkung von der Ablenkung unaufmerksam. Erst bei der rudimentären Nachbearbeitung erkannte ich die Intensität der „Strahlen“, welche in Wahrheit nur das Resultat von, aber selber gar keine Strahlen sind. Sehe ich also über das naive Strichwerk hinweg.
WVZ93 | «Maillot sur pile de livres» | © Mag. Frank Gruber 2022
»Übung in Geduld« hätte sich als Titel auch ganz gut gemacht. Eine Weile hat es schon gedauert. Eine Weile, in der ich vor allem eines war: nämlich UNGEDULDIG… auf die nächste Gelegenheit, am Bild weiterarbeiten zu können. Über Wochen ging das so! Und begreift man wiederum erst aus dieser immanenten Ungeduld heraus, warum sich keine unnötige Eile einschlich bei den vielen zu setzenden Strichen. Einfach gesagt, weil die Zuversicht, es so auf Papier zu bringen, wie ich mir das noch ganz am Beginn, beim Errichten des hier nur zu erratenden Bücherstapels unter dem Leibchen, gewünscht hatte, mich dazu drängte, nicht eher aufzuhören, bis es abgeschlossen vor mir lag.
WVZ92 | «Praia do Zavial» | © Mag. Frank Gruber 2022
»Was lässt sich am Ende sagen? Wie lautet dein Resümee? Was findet sich auf der Haben-Seite? Was unter dem Schlussstrich? Wie ordnest du das Zugetragene ein? Was bleibt übrig von dem Ganzen? Wann hat es „klick“ gemacht? Wann dachtest du dir: „Aha!“ Und vor allem: Wodurch werden dir die Tage bis ans Ende der Zeiten in Erinnerung bleiben?« – Darauf entgegnete ich: »Am Ende empfand ich es als das größte Glück, mich einfach nur treiben zu lassen in der Brandung der Praia do Zavial.«
WVZ91 | «Balkon in Lagos» | © Mag. Frank Gruber 2022
Am Beginn des Films «Julieta» von Pedro Almodóvar fährt die Kamera auf das gusseiserne Balkongeländer einer typischen Madrilener Altbaufassade zu. Die Türgardinen flattern im Wind. Sofort möchte man selber derjenige sein, der sich dort oben aufhält. Ein guter Platz, um ein Buch zu schreiben, denke ich. Ja? Oder wer will, nach den Worten von Patrick Modiano: Prosa und Poesie bestehen nicht nur aus Wörtern, sie bestehen vor allem aus Schweigen. Wie auch immer er es gemeint hat.
WVZ90 | «Pavé» | © Mag. Frank Gruber 2022
Ein Stück Straßenpflaster des nicht mehr wirklich grünen Kufsteiner Stadtparks. Den Kindern ist’s egal! Sie spielen ausgelassen und die nicht mehr ganz so kleinen geben ihren Müttern und Vätern Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen oder einfach mal – ja, so etwas haben auch die noch – ihren Interessen nachzugehen. Und was wären das nun für welche? Und wie werden sie bekundet oder sind sie festzustellen für jemanden anderen? Ganz einfach! Wenn der seinem Interesse Nachgehende sich den Kopf stößt; an einer Laterne zum Beispiel.
WVZ89 | «Am Goldenen Dachl» | © Mag. Frank Gruber 2022
Nur ein Katzensprung in Blickrichtung, der Dom mit dem unübertroffenen Gnadenbild Lucas Cranachs des Älteren. Eingangs des Domplatzes die einzige Bar mit Pastis auf der Karte. Hinterrücks, gleich um’s Eck, der Flüsterbogen. Nur einmal umfallen zum berühmten Dachl. «Heit isch wia Urlaub», sprach‘s der Alteingesessene.
WVZ88 | «Bratislavský hrad 2.0» | © Mag. Frank Gruber 2022
Schnell hatten mich die Kinder auf der Ringmauer der Bratislavský hrad entdeckt. Ich hatte gerade einmal das kleine Türmchen an der Südost-Ecke der Pressburg unsauber angedeutet, da war einer der beiden auch schon zu mir hochgeklettert; hatte dann nichts Besseres zu tun, als sich dem nur wenige Schritte hinter mir steil abfallendem Ende der ungesicherten Mauer bedrohlich anzunähern. Zu unser aller Erleichterung hatte ich den Kleinen in Nullkommanichts zurück auf die sichere Seite gezogen. Welch ein Schreck! Wir wollten jetzt nur noch hinunter von diesem Hügel. Ein Foto zu knipsen war alles, was mir noch blieb, außer der Enttäuschung über das Wenige. Aber wie heißt es so schön: Kommt Zeit, kommt Hrad!
WVZ87 | «Panská» | © Mag. Frank Gruber 2022
Vielleicht hätte ich ja noch den einen oder anderen Kopf andeuten sollen. Ab Unterkante der Skizze fand sich nämlich eine Menschentraube vor dem Man at Work, einem der beliebtesten Fotomotive Bratislavas. Es handelt sich um Čumil, einen Kanalarbeiter, der die Passanten aus einem Gully heraus beobachtet. Mindestens genauso empfehlenswert: die Bryndzové Halušky, zu Deutsch Brimsennockerl. Sie befanden sich noch etwas weiter unterhalb des Horizonts, um genau zu sein, auf meinem Teller. Guten Appetit!
WVZ86 | «Zwergenland» | © Mag. Frank Gruber 2022
Als wir kurz vor Abreise in Banská Bystrica (Slowakei) mit den Kindern einen letzten Abstecher auf den nahe gelegenen Spielplatz unternahmen, hat es nicht geregnet. Im Gegenteil, haben sich die am Vortag aufgezogenen Wolken gänzlich verzogen. Oder sollte ich sagen, der Schock über den in der Haustür steckengelassenen Schlüssel, samt umgerechnet € 8.400,- die Stunde für den Herrn vom Schlüsseldienst namens Sherlock, der die Tür im wahrsten Sinne des Wortes in Handumdrehen aufgesperrt hatte? Die Darstellung des Zwergenlands bei strömenden Regen ist sozusagen Fake-News. Wer genau hinsieht, wird die noch übrigen Spuren der Sonne deutlich erkennen.
WVZ85 | «Erster Mai» | © Mag. Frank Gruber 2022
„…aber ihm kam vor, dass er nicht von der Kirche sprach, sondern über ihn.“ Selten, dass Gerhard Roth, der im Februar verstorbene Schriftsteller, Realist und Träumer, Vermutungen anstellt. Bei Roths eindringlichem Blick auf das ländliche Leben ist es beinahe so, als spürte man mit jedem Wort die damit verbundenen Entbehrungen, ohne dass dabei irgendwelche Fragen entstünden. Kopie der Zeichnung «Kirche und Glockenturm in Tschugu-jew» (1880) von Ilya Yefimovich Repin nach Anleitung von Monsieur Yadegar Asisi
WVZ84 | «Spreeufer» | © Mag. Frank Gruber 2022
Das erhebende an einem Theaterstück ist der eine Moment, wenn es einem kalt über den Rücken läuft. Schon bevor die Lichter ausgehen, freue ich mich darauf. Eine vergleichbare Erfahrung macht der Zeichner. Noch bevor er den ersten Strich setzt, freut er sich schon auf die paar Stellen, welche dem Bild im fertigen Zustand seine Lebendigkeit verleihen werden. Meist muss man sich bis zum Schluss gedulden, die Blitzer zu setzen, richtig dick das Schwarz aufzudrücken für den Schattenwurf, oder, wie hier, die Spiegelungen auf dem Wasser herauszuradieren. Studie nach Anleitung von Monsieur Yadegar Asisi
WVZ83 | «Palmzweige» | © Mag. Frank Gruber 2022
Kurz bevor ich diese sehr unbefriedigende und kaum zu rettende Skizze anfertigte, da war es an mir gelegen, den wunderschönen, handgefertigten Wasserkrug ein erstes Mal vor dem Zerschellen auf dem Holzboden des Balkons zu retten. Eine unserer Katzen hatte, na sowas, an den Palmkätzchen geschnuppert und so geriet das wackelige Konstrukt in bedrohliche Schieflage. Ostermontag
WVZ82 | «Bison» | © Mag. Frank Gruber 2022
Der Maler sucht eindringlich die Silhouette eines Bisons nachzuempfinden. Ich denke mir: „Als ob kein Tag, an dem er nicht ein Bison zeichnen würde.“ Studie nach Anleitung von Monsieur Yadegar Asisi
WVZ81 | «Alte Nationalgalerie» | © Mag. Frank Gruber 2022
Am 25. Juni 2020 hatte ich die Idee, den französischen Impressionisten und deutschen Realisten in der Alten Nationalgalerie einen Besuch abzustatten. Die Pandemie war gerade etwas abgeebbt und die Lust auf Kunstwerke dementsprechend groß. Am 28. März 2022 ist alles anders: ich befinde mich nicht in Berlin, das Gebäude selbst ist das Kunstwerk, ich bin nicht mehr Zuseher sondern der Akteur, die Pandemie ist in vollem Gange und die Welt, will man dem deutschen Regierungschef in Berlin Glauben schenken, ist eine andere geworden. Studie nach Anleitung von Monsieur Yadegar Asisi
WVZ80 | «Chaise avec manteau» | © Mag. Frank Gruber 2022
Der Impulsgeber dieses Bildes, Herr Yadegar Asisi, betreibt einen aufregenden Vlog mit dem Titel »Sehen und Gestalten«. Nur dank seiner Anleitung war es mir möglich, einerseits perspektivisch, andererseits bezogen auf Licht und Schatten, eine ansehnliche Wirkung zu erzielen. Sein Credo: jeder kann zeichnen! Nun, auch wenn es sicherlich nicht ganz so einfach ist, sah ich Asisis Optimismus schon einmal, als Lehrer in einer ganz anderen Disziplin, bestätigt. Egal wen ich in Sachen Baseball, einem nicht minder verflixten Metier, unterweisen durfte, immer gab es zumindest einen Aspekt des Spiels, für den die Neulinge ein gutes Händchen bewiesen.
WVZ79 | «Les parasols» | © Mag. Frank Gruber 2022
Die Stimmung steigt! Zeichen der Ohnmacht. Ja, aber zu Hause sind es zwei Sonnenschirme, die mächtig Stimmung machen. Wenn sie sich wieder aufrichten, dann kündigen sie von den Genüssen unter freiem Himmel. Und so in etwa erhoffte ich mir auch die Wirkung dieser kleinen Skizze. Nicht mehr und nicht weniger.
WVZ76 | «Grand ouvert» | © Mag. Frank Gruber 2022
Wenn man bei einem Portrait ganz plötzlich beginnt, seine eigenen Züge zu erkennen, dann ist das ganz schön unheimlich. Am erstaunlichsten aber fand ich die Tatsache, dass, wann immer ich in den kleinen Spiegel blickte, mein Auge mich weit geöffnet anstrahlte. Ja, mehr noch, verließ es erst dann seinen Platz, wenn ich den Blick wieder auf die im Entstehen begriffene Zeichnung lenkte, um nur ja im nächsten Augenblick schon wieder in des Zeichners Wunschvorstellung zu posieren. Dass es nur so und nicht anders sein kann, änderte aber nichts an meiner Gewissheit, ein echtes Wunder gesehen zu haben.
WVZ75 | «Crâne» | © Mag. Frank Gruber 2022
Spontan gefragt, was den größten Unterschied zwischen einem Totenschädel und einem lebendigen Kopf ausmacht, würde ich das frei liegende Gebiss und die fehlenden Augäpfel nennen. Oder anders gesagt, das eigenartig Unverhüllte einerseits und die abhanden gekommene Fülle andererseits. Der Ausdruck eines Schädels verstört doch genau dadurch: dass entblößt wird, was sonst nur ein Lächeln zum Vorschein bringt und dass gerade das Sehzentrum in einem hohlen Nichts verschwindet. Allein diese beiden Dinge umzukehren, würde aus dem Schädel wieder ein fast lebendiges Wesen entstehen lassen.
WVZ74 | «Chatte» | © Mag. Frank Gruber 2022
Wenn Katzen nicht gerade herumlaufen oder gespannt das Treiben der Vögel beobachten, haben sie immer das Problem, einen Platz zu finden für ihre Beine. Eine Methode ist, sie weit von sich zu strecken, aber meist sind sie nicht so entspannt und kauern sich daher mehr oder weniger ab-sprungbereit auf ihre Hinterläufe. Dabei entstehen diese typischen Höcker rechts und links des Rückens, die ein wenig an einen VW Käfer erinnern.
WVZ73 | «Self-fulfilling profecy» | © Mag. Frank Gruber 2022
Gibt es denn eine bessere Kombination, als ein frisches Croissant mit einem schön warmen Café? Nun, der Café war schnell serviert, danach passierte aber nichts mehr. Nein, es gibt keine bessere Kombination, aber jetzt hatten die mich vergessen und so wie es aussah, gab es mittlerweile Kundschaft zur Genüge, die bedient werden wollte. Begann ich also, anstatt einen der umherirrenden Kellner zurückzuhalten, denjenigen Teil, der ausgeliefert war, auf Papier zu bringen. Zeitvertreib. Ablenkung. Prophezeiung: Fang nur an zu arbeiten und schon kommt einer mit deinem Croissant um die Ecke.
WVZ72 | «Michaelas Pusteblume» | © Mag. Frank Gruber 2021
Wenn die Kinder wüssten, dass der Löwenzahn in so einigen Sprachen Pissblume heißt, wäre das Gelächter wohl groß. Vielleicht stecke ich Arthur auch noch den Tipp und er kann beim Abschied von seiner Frau Lehrerin und der Volksschule für den Gag des Tages sorgen. Ansonsten habe ich es mir leicht gemacht mit dem Motiv für die Karte, den Schirmchen und überhaupt dem ganzen Blütenstand. »Würde sie nicht nehmen!« Natürlich haben sie sie genommen.
WVZ71 | «Fassade Landhaus» | © Mag. Frank Gruber 2021
Vielleicht ist es beruhigend, dass ich mich mehr darüber erschreckt habe, mein fast volles Notizbuch kurz aus den Augen verloren zu haben, als über die sich ihrer Ideenlosigkeit ergebenden Jugend. Ohne Ideen, ohne Ideale. Vor dem Tiroler Landhaus und seiner Geschichte mag das auch nicht weiter erschrecken. Aber am Skaterpark, unter der Autobahnbrücke…? Solange sie ihre Abkehr von den Idealen nicht idealisiert, soll es mir recht sein.
WVZ70 | «Kaiserturm» | © Mag. Frank Gruber 2021
Ein Spaziergang sollte den langen Tag abrunden. Oskars Stimmung hatte sich in der Zwischenzeit merklich verschlechtert. Um ein Jahr war seine Erstkommunion verschoben worden und nun drohte das Ende des lange ersehnten Ereignisses. Auf dem Weg zum Spielplatz, anstatt sich zu beru-higen, eskalierte die Situation weiter. Ein jeder von uns machte gute Miene zum bösen Spiel. Verstecken spielen mit Sara und Costa. Danach setzte ich mich an meinen gewohnten Platz und auserkor den mächtigen Kaiserturm zu meiner Vorlage (von dieser Richtung wurde er einst mit Kanonen beschossen). Die explosive Stimmung hinterließ meinen Versuch unvollendet. Erwähnenswert: Hinter dem Turm steigt der Wald des Stadtbergs in den Himmel.
WVZ69 | «Présent» | © Mag. Frank Gruber 2021
Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf kam. Als er da war, mir im Kopf saß, fand ich den Titel für meinen neuen Versuch unumstößlich. Er würde nicht mehr weggehen. Er würde sich nicht mehr ändern lassen. Er war der Fall! Aber mir dämmerte sogleich, dass ich nun auch etwas abliefern musste, das es in sich hatte. So etwas wie der Fraglose Moment konnte nicht einfach so besprochen werden und dann in Vergessenheit geraten. Das letzte Stück meiner Lieferung war der nette Wasserfrosch hier. Von unserer Anwesenheit war er wenig beeindruckt. Er ließ sich sogar auf der Handfläche herumtragen und sprang erst, als wir ihn ein wenig zu weit von seinem Blatt entfernten, kopfüber zurück in den Teich.
WVZ68 | «Le travail effectué» | © Mag. Frank Gruber 2021
Als ich mir einen Titel für das lange vorgenommene Motiv überlegte, musste ich feststellen, dass ein überzeugenderer Begriff als Bleistiftspänehaufen nicht zu finden war. Sei’s drum! Froh war ich am Ende, dass man die Späne auch ohne den richtigen Begriff zu erkennen vermag; denn so einiges erscheint mir an dem Bild unbefriedigend und nicht gelungen. »Damit muss ich nun leben«, erklärte ich meinem Sohn. Leichter gesagt als getan.
WVZ67 | «Bengel» | © Mag. Frank Gruber 2020
Das musste sein! Nachdem mein älterer Sohn meinte: „Also, Papa, die Augen, na ja, der Engel, der schaut irgendwie gemein aus“, da konnte ich nicht mehr anders, als ihm per Wortspiel seine Frömmigkeit etwas auszutreiben. Während ich meinen grimmigen Engel zu Papier brachte, hatte der-selbe aufmerksame Beobachter seine Vorstellung von einem Waschbecken vollendet. Perspektivisch dürfte so manches daran ausgesetzt werden. Aber mal ehrlich: ist das windschiefe Becken nicht auch irgendwie genial?
WVZ66 | «Feuille justement avant la rafale» | © Mag. Frank Gruber 2020
Eigentlich lagen auf dem Boden des Spielplatzes fast ausschließlich Eichenblätter in dutzenden von Brauntönen herum. Dieses eine Exemplar hatte sich wohl von der gegenüberliegenden Straßenseite hierher verirrt. Ich hatte nicht viel Zeit. Der Himmel war kurz davor, seine Pforten zu öffnen. Ein starker Wind blies durch die Lindenallee. So also sah das Blatt aus, kurz bevor es von einer Böe mitgerissen wurde.
WVZ65 | «Proportion idéale» | © Mag. Frank Gruber 2020
Die Zeichnung ist repräsentativ für die Schaffenskrise am Ausgang der Corona-Pandemie. Sie ist kraftlos, Proportionen stimmen nicht, vieles noch fände sich an Einsprüchen. Aber größer noch als die erwartbare Enttäuschung über das dürftige Ergebnis war der Wunsch, die Idealmaße eines Seifenwürfels aus Marseiller Originalschmiede für immer festzuhalten, bevor die Unwiderrufliche Zerstörung einsetzt. Endlich habe ich vor, ihn dieses Mal nicht nur jeden Tag anzusehen, wie den aus Noailles (Klein-Tunesien) mitgebrachten, sondern ihn beim täglichen Duschen aufzuzehren. Wie wird sich dieser Klotz von 300 Gramm wohl anfühlen auf der Haut?
WVZ64 | «Plastic Tree» | © Mag. Frank Gruber 2019
Der Baum war nicht echt, wie überhaupt nichts hier den Anschein erweckte, im Einklang zu stehen mit der Natur. Drum erspare ich weitere Details aus dem nordamerikanisch gehaltenen Rahmenprogramm der Judo-Weihnachtsgala, Ausgabe 2019, und erkläre mich schuldig einer gewissen Unaufmerksamkeit und geistigen Versetzung in den Naturraum. Spätestens beim Auftritt des Damengruppettes, welches zu einem furiosen Gospel-Feuerwerk die Hüften kreisen ließ, befand ich mich auf dem eingeschneiten Trampelpfad, um einen Blick hinter die Plastiktanne zu werfen.
WVZ63 | «Ma Sainte-Victoire 2 (plain jour)» | © Mag. Frank Gruber 2019
Paul Cézanne hat seinen Berg, die Montagne Sainte-Victoire, dutzende Male auf Leinwand gebracht. Wer ihn einmal gesehen hat, der weiß, warum! Meiner zweiten werde ich aber so rasch keine weitere Arbeit mehr folgen lassen. Vorsorglich gab ich mir Mühe. Der Charakter der Pendling-Südostflanke ist erhaben und suggeriert eine Größe, die sich aus anderen Richtungen betrachtet nicht bewahrheitet. Anders die Sainte-Victoire: Sie spielt herunter, was dann immer ausladender und mächtiger gerät.
WVZ62 | «Ma Sainte-Victoire 1 (de nuit)» | © Mag. Frank Gruber 2019
Hier also der erste Versuch meines ewigen Nachbarn. Die Sainte-Victoire hat ihre Spuren hinterlassen. Noch am späten Abend packte mich die Lust, diese mich seit Kindheit an prägende Form zu Papier zu bringen. Dazu war ein Kunstgriff nötig, eine kleine Schummelei, wenn man so möchte, die drin bestand, dass ich die an das im Bild übrige Stirnhaus anschließende Häuserzeile kurzerhand abmontierte, tiefer setzte und ich so eine freie Sicht auf die abfallende Ostflanke erreichte.
WVZ61 | «Montée de Noailles» | © Mag. Frank Gruber 2019
Die Skizze war schon seit Tagen beendet. Aber ließ es mir keine Ruhe, rang ich damit, sie am Ende zu kolorieren oder doch farblos zu belassen. Ich entschied mich für das Graphit, die damit schärferen Konturen, die Schattenstriche. Ich hatte das Bild bewusst schnell gezeichnet. Sehr schnell. Ihm kaum eine Fläche zugestanden. Dennoch: immer wenn ich mir das Bild vor Augen halte, dann sehe ich zu-allererst die Farben, die man nicht sehen kann: die vielen Grüntöne, das Ocker, das Himmelblau, …
WVZ60 | «Notre-Dame de Paris» | © Mag. Frank Gruber 2019
Einige Tage, nachdem es (unglaublich!) einmal „Jetzt“ heißen musste – jetzt nämlich und nicht in irgendeinem dunklen Jahrhundert, da die berühmte Kathedrale Notre-Dame de Paris einem epochalen Brand zum Opfer fiel – fasste ich den Entschluss, dem nicht mehr vorhandenen Dachstuhl zu ehren den lange verschmähten Klassiker Victor Hugos zur Hand zu nehmen. Um die vergilbten Seiten der sehr alten Ausgabe herum befindet sich ein kartonierter Buchdeckel mit einer prächtigen, kleinen Skizze von Notre-Dame. Folglich ist meine Skizze die Skizze einer Skizze. Aber das erste gotische Meisterwerk aus dem 12. Jahrhundert ist auch mit unsauberen Details und viel zu kurzen Türmen unverkennbar.
WVZ59 | «Air de jeux» | © Mag. Frank Gruber 2019
Ziemlich versteckt hielt sich ein passendes Motiv für meine fünfzehn Minuten, während die Kinder sich am Spielplatz austobten. Wie so vieles (Bau)werkliche hier in Budapest, ähnelten auch die Laternen den österreichischen. Ich hätte mich also eigentlich daran halten sollen, das interessante Gesicht (mitsamt der violetten Strümpfe) meiner Banknachbarin zu zeichnen. Denn anders als die Architektur, waren die ungarischen Gesichter von anderem Holz geschnitzt. Andernorts wäre es der Stolz. Wieder anderswo die Würde. In ihnen war eine Genugtuung zu erkennen, so festgeschrieben, dass sie trotz ihres glühenden Inneren nach außen hin selbstbewusste Zurückhaltung, wenn nicht gar stoische Überlegenheit ausstrahlten.
WVZ58 | «Un verre de wodka» | © Mag. Frank Gruber 2019
Am Montag vor dem Samstag, dem Tag der Entstehung dieser kleinen Strichzeichnung, schickte ich spaßeshalber ein Selfie von mir in der Pose eines wodkatrinkenden Suffkopfs an einen russophilen Freund, weil ich schon eine Weile nichts mehr von ihm gehört hatte. Eine Woche später kam die findige Antwort des alten Politfuchses, dass er sich nämlich bei dem Foto an Ibizagate erinnert fühlte und er nunmehr Angst hätte um seinen Ruf, wenn er sich demnächst mit mir treffen sollte. Diese eine Woche später, so muss hier ergänzt werden, das war die kurze Spanne zwischen Normalität und der in Trümmern liegenden Republik Österreich. Zwei weitere Tage später saßen wir bei einem Bier zusammen.
WVZ57 | «Arzler Scharte» | © Mag. Frank Gruber 2019
Ich wusste mit Anbringen der ersten Geländekonturen, dass nicht viel Zeit sein würde, die gerade noch prächtig im Licht stehende Arzler Scharte auf Papier zu bringen. Doch war nur augenblicks zuvor das Aufgehen bei dem Gedanken, das ins Auge Springende, ins Ohr Fliegende, oder was auch immer mich Betreffende, gerade so wie es ankommt, planlos, musterungültig, (reihen)folgenlos anzunehmen für mein Tun, das mich beglückende und noch und noch spürbare Moment. Die letzten Schatten und Wipfel, angekommen nun also bei der Baum- und Bildergrenze, hatte ich dann bereits ohne den Eindruck des Originals zugetan. Eben noch klar hervorspringende Umrisse, Felswände, Kuppen, Lawinenverbauungen, etc., hatten, frei nach Hegel, aufgehört, als Eigenschaften des Berges für wahr genommen zu werden. Aber vervielfältigte ich damit nur noch das schon ein Ganzes ergebende Gleiche. Das Bild war fertig! Der untergegangene Berg für immer gebannt im Licht.
WVZ56 | «Stilleben I» | © Mag. Frank Gruber 2019
Aus Sorge darüber, den Blick für interessante Motive zwischenzeitlich engebüßt zu haben, nahm ich mir schließlich eine Schüssel Obst, um, wenn schon nicht im Freien, so zumindest unter häuslichen Bedingungen eine kleine Studie zu verfertigen. Die größte Herausforderungen des Stilllebens waren die glatte Oberfläche der Orange (in Wirklichkeit nicht glatt, dazu im Licht stellenweise fast weiß glänzend) einerseits und andererseits die Farbgebung des Apfels.
WVZ55 | «Willkommen» | © Mag. Frank Gruber 2018
Langsam habe ich den verstockten Chinesen meiner wichtigsten Quelle für schnelle Küche in Innsbruck auf meine Seite gezogen. Wie? Indem ich ihn stets höflich in Ruhe ließ. Bis auf das eine Mal, als ich ihn ansprach, weil ich wissen wollte, was die Schriftzeichen an der Rückwand seiner Kochnische bedeuteten.
WVZ54 | «Mari Tirrenu» | © Mag. Frank Gruber 2018
«Ich dachte mir, male das Meer doch mit so wenigen Strichen, wie du nur kannst! Also malte ich, gleich dem Elfmeterschützen im Angesicht seiner noch unvollendeten Arbeit. Jeder zusätzliche hätte der eine Strich gewesen sein können, der das Bild schlussendlich zerstört haben würde.» Plage de Padulino (Corse), 23. Juillet 2018
WVZ53 | «Livorno» | © Mag. Frank Gruber 2018
Erst später konstituierte sich der Anblick des industriell tief erschlossenen Hinterlandes von Livorno beim Verlassen des Hafens mir in ein verständliches Bild. Standen da doch keine Schornsteine und Strommasten sondern Kreuze! Eines auf das andere errichtet. Die Leichname der Hingerichteten längst abgenommen; die Kreuze aber waren als mahnendes Zeugnis nicht wieder entfernt worden.
WVZ52 | «Le plafond du théâtre» | © Mag. Frank Gruber 2018
Nichts ist so schön, wie die von Marc Chagall gestaltete Decke der Opéra Garnier. Wahrscheinlich auch, weil sie für so viele Besucher, trotz ihrer absoluten Schönheit, für so unpassend für das restliche Interieur des Saales gehalten wird. Dabei muss es wunderbar sein, im Banne solch unbegreiflicher Farben in ein ebenbürtiges Werk, wie eben die Oper eines darstellt, versinken zu können. Immerhin nicht nur funktionell, wie in so vielen Häusern Österreichs, bietet das Große Haus in Innsbruck einen augenfälligen Versuch, nach meiner Interpretation die Schroffheit der Zentralalpen nachzuahmen.
WVZ51 | «Épicéa solitaire» | © Mag. Frank Gruber 2018
Bekannte von uns wohnen direkt an der Strecke von Sankt Johann in Tirol nach Kössen, jener Verbindung, welche das Kaisergebirge ganz im Osten einschließt. Die dort den langsam abfallenden Rücken des sogenannten Niederkaisers bewaldenden Fichten scheinen gezeichnet von mächtigen Eskapaden, von denen uns berichtet wurde, dass sie einige Male im Jahr ihr Unwesen treiben. Wie diese hier wohl aussähe, wenn ihr Geäst nicht mehr so schlaff herunterbaumelte?
WVZ50 | «Mexikokirche» | © Mag. Frank Gruber 2018
Ein noch sichtbares Relikt der einstigen Naturlandschaft rund um die sich bis tief ins 19. Jahrhundert wild ihr Flussbett suchende Donau sind die weitläufigen Wiesen und Wälder des Praters. Nach ihrer Regulierung fehlte für das neu erschlossene Bauland ein angemessener Sakralbau. Die Franz von Assisi geweihte basilikale Pfarrkirche eröffnete 1910 ihre Pforten auf dem heutigen Mexikoplatz. Der Name des Platzes und die Hintergründe seiner Vergabe, das wiederum ist eine ganz andere Geschichte.
WVZ49 | «Le souffle de Maure» | © Mag. Frank Gruber 2018
Obgleich aus dem öffentlichen Bild schon seit Jahrzehnten weitgehend verschwunden, begegnen wir dem maurischen Burschen mit rotem Fes immer noch regelmäßig auf den Kaffeetassen der Gasthäuser. Ein wärmender Freund sozusagen. Auch ein Identitätsstifter, fühlt man sich bei seinem Anblick doch wieder ein klein bisschen als Österreicher. Da solle noch einer sagen, der Islam gehöre nicht zu unserer Kultur!
WVZ48 | «Waldhaus» | © Mag. Frank Gruber 2018
Das versteckte Häuschen war nur der«i»-Punkt einer insgesamt sehr stimmungsvollen Szene. Spätwinternebel, alter, schmutziger Schnee, ein Bergfuß stemmt sich mächtig in den feuchten Waldboden. Ja und natürlich der sich zur Mitte hin lichtende Fichtenwald.
WVZ47 | «Icône édition littorale» | © Mag. Frank Gruber 2018
Vier Wellen, ein Olivenzweig, beides vor sandfarbenem Hintergrund: das runde Emblème ist zu einem Symbol meiner gesamten Arbeit als Schriftsteller und bildender Künstler geworden. Es enthält die Insigien der Küste, insbesondere des Mittelmeers. Einem Ort, wo sich Wasser, Erde und Luft begegnen. Die Aggregtzustände der Materie – das vermeintlich nicht Zusammengehörige!
WVZ46 | «La plume» | © Mag. Frank Gruber 2018
Meine Literatur-Ikone entstand eben für den Zweck, ein Sinnbild nicht nur für die heutigen sondern für alle die großartigen Schreiber der vergangenen Jahrhunderte zu finden. Die detaillierte Struktur der Feder konnte ich gut mit einem immer wieder nachgespitzten Bleistift zur Geltung bringen.
WVZ45 | «Chat porte-bonheur» | © Mag. Frank Gruber 2018
Spätestens seit dem Besuch des Theaterstücks «Der goldene Drache» von Roland Schimmelpfennig hat es mir die Maneki Neko, hierzulande auch Glückskatze genannt, angetan. Diese hier ist ein Geschenk von Mili und Bernhard. Weiße Katzen stehen für die Reinheit und positive Ereignisse, die in der Zukunft geschehen werden. Die Goldmünze in der rechten Hand, der sogenannte «Koban», soll für Reichtum sorgen.
WVZ44 | «La guirlande de Noël en piment rouges» | © Mag. Frank Gruber 2017
Mein Laden um die Ecke ist das «City Kebap». Selbst wenn ich keine Zeit habe, eines der köstlichen Kebap Dürum zu bestellen und daran vorbeigehe, dann ist mir dennoch der freundliche Gruß eines Mitarbeiters gewiss. Kurz vor Weihnachten hatte ich noch einmal Lust auf einen Imbiss. Ich musste etwas warten, da gerade viel los war. Fasziniert blickte ich auf die Girlande aus feurig-rot leuchtenden Chilischoten. Des Türken Weihnachtsdeko, so dachte ich.
WVZ43 | «Plante en pot» | © Mag. Frank Gruber 2017
Auch nach längerer Recherche konnte ich die Gattung leider nicht identifizieren. Egal. Was mir an der Pflanze gefiel? Ihr Wuchs! Er erinnerte mich an eine Konzertveranstaltung. Ein Violinkonzert. Einer der Solisten besaß einen ähnlichen auf seinem Kopf. Künstlerfrisur!
WVZ42 | «Triptyque - Bonhomme de neige empalé» | © Mag. Frank Gruber 2017
Mein Sohn Arthur hatte die Idee, den grinsenden Schneemann auf dem Bleistift zu zeichnen. Er war gespannt, wie ich das machen würde und verlangte daher von mir dasselbige. Dem kam ich gerne nach. Und schon während ich die Schatten an seinem Bauch setzte, sah ich in Gedanken ein Triptychon: links das Bild eines sechsjährigen Kindes, rechts das eines Erwachsenen und, in der Mitte, die Fotografie des tatsächlichen Schneemanns.
WVZ41 | «Cahier classique de Piatnik» | © Mag. Frank Gruber 2017
Irgendwer hatte nach der allabendlichen Partie Würfelpoker vergessen aufzuräumen. Ich begann also dieses mir seit Kindheitstagen vertraute Bild zu malen. Bei dem «Piatnik»-Schriftzug wusste ich dann, worauf ich mich eingelassen hatte. Als dann noch Schwarz mit Weiß die Seiten tauschte, musste ich kurz durchschnaufen.
WVZ40 | «Olympique de Marseille» | © Mag. Frank Gruber 2017
«Droit au but» ist der Leitspruch der Marseillais von OM. Er bedeutet übersetzt soviel wie «auf den Punkt gebracht». Auf den Fußball umgemünzt kann er aber genausogut mit «direkt aufs Tor» übersetzt werden. Der Spruch prangte schon auf dem allerersten Wappen von 1899! Seither hat sich dieses immer wieder verändert. Das heutige schlägt mühelos die Brücke zwischen Tradition und Moderne und bringt dadurch nicht weniger als die Seele eines der außergewöhnlichsten Vereine der Welt zum Vorschein.
WVZ39 | «Deux bougie à chauf-plat» | © Mag. Frank Gruber 2017
Pause zwischen Béla Bartóks grandiosem Klavierkonzert Nr.3 und der 4. Symphonie von Johannes Brahms. Viel Zeit war nicht. Aber das fantastische «Adagio Religioso» des Atheisten Bartók wollte verarbeitet werden, bevor die emotionale Reise durch das monumentale Variationengebäude des tiefreligiösen Brahms beginnen durfte.
WVZ38 | «Cinéma sous la pluie» | © Mag. Frank Gruber 2017
Wer genau hinsieht, der wird zwei hartgesottene Zuseher entdecken. Oder die Schirme, unter denen sie sich vor dem immer stärker werdenden Regen verkrochen. Wir, die anderen und ich, haben es uns unter den Lauben des Innsbrucker Zeughauses gemütlich gemacht für diese wundervolle Zeitreise in die späten vierziger Jahre des «Dritten Mannes».
WVZ37 | «LH CRJ900W» | © Mag. Frank Gruber 2017
Der Flug war nicht ausgebucht und so bildeten die kunterbunt verteilten Köpfe der Passagiere, je nach Größe des da Sitzenden, mehr oder weniger herausragende Flecken. Da wir dieses Mal ganz hinten saßen, wirkte der Rumpf des Fliegers, bis hin zu der einen schwarzen Cockpittür, besonders tief.
WVZ36 | «Fontaine sur trois niveaux» | © Mag. Frank Gruber 2017
Unser Nachbar ist Gärtner. Eine seiner ersten Taten bei Einzug war die Installation eines Brunnens. Das Wasser fließt über drei Etagen. Ich muss zugeben: anfangs gefielen mir die Eisenbottiche nicht. Aber jedesmal, wenn wir draußen aßen und ich hinunterblickte auf den Garten, war das Wasser etwas grüner und die Planzen rundherum etwas dichter angewachsen. Ich bemerkte, dass die Erstellung des Brunnens erst mit dessen Fertigstellung begonnen hatte.
WVZ35 | «Terrasse Pomérols» | © Mag. Frank Gruber 2017
Unsere Terrasse in einem Mietshaus in Pomérols, Südwestfrankreich. Als prägensten Eindruck empfand ich die sogenannten Mönch-Nonne-Schindeln, welche jedes Haus des 1.500-Seelen-Ortes behüteten. Rechts sieht man zwei Wäscheleinen und darüber das kleine Türmchen eines Nebengebäudes.
WVZ34 | «Les vestiges de l'arc» | © Mag. Frank Gruber 2017
Sekunden zuvor stand an dieser Stelle noch ein mächtiges Bauwerk. Mit Mühe konnte ich die Kinder davon abhalten, die Überreste des Triumphbogens anzufassen. Denn selbst in seine Bestandteile zerfallen war er für mich immer noch präsent! Sie haben sich ja nur so verteilt, wie es außerhalb einer künstlichen Balance in ihnen angelegt war. Nur unwesentlich also der Unterschied zwischen dem Bauwerk und seiner Ruine.
WVZ33 | «Salade de câble» | © Mag. Frank Gruber 2017
Eine Zeitlang diente unser Zeitschriftenkorb als Staufach für das so lästige wie für das digitale Leben ebenso notwendige Netzteil unseres Notebooks. Meist nur behelfsmäßig hineingeschustert, quillt das Kabel auch hier aus dem Inneren und verläuft sich auf dem Autoteppich der Kinder.
WVZ32 | «Lampe devant mur vert» | © Mag. Frank Gruber 2017
Viele interessante Details machen ein vermeintlich langweiliges Objekt zu einem echten Hingucker. Wie bringt dieser Deckenfluter es etwa zustande, eine Eclipse an die Wand zu werfen? Oder wie ist das mit der Spiegelung der drei kleinen Kapitelle? Oder den Kratzern, welche sich um die eigentlich gebogene Form des Lampenschirms nicht wirklich zu scheren scheinen?!
WVZ31 | «Scéne avéc pupitre» | © Mag. Frank Gruber 2017
Dreh- und Angelpunkt einer jeden musikalischen Darbietung. Der eigentliche Star? Die Musik ist schon da, ob sie gespielt wird oder nicht! Hier steht er, der Notenständer, ganz im Rampenlicht, ist ihm allein die Bühne vorbehalten.
WVZ30 | «Artacts '17» | © Mag. Frank Gruber 2017
Für Jazzfestivals typisch ist der zu jederzeit sichtbare Schriftzug samt Jahreszahl im Hintergrund der Bühne. Ich halte mich gerne an ihm fest, wenn ich nur die Musik hören und dazu einmal nicht die Augen schließen möchte. Die Idee dieser Zeichnung war es, mit Hilfe des wild verdrehten Vorhanges etwas von dem Schwung der unsichtbaren Töne festzuhalten.
WVZ29 | «La tasse» | © Mag. Frank Gruber 2017
Nachdem ich das Croissant gegessen und den Café getrunken hatte, wollte ich unbedingt dieses interessante Farbmuster zeichnen, das mich an einen Clowns- oder Harlekinanzug erinnerte. Am Ende brauchte es aber doch die ganze Tasse, um richtig zur Geltung zu kommen. Damit fertig, fehlte immer noch etwas. Erst der mehrfach übermalte, tiefschwarze Schatten machte das Bild perfekt.
WVZ28 | «Fleure sur table en bois, 2ème Essai» | © Mag. Frank Gruber 2017
Die Perspektive des zweiten Versuchs des Tisches mit der Dekorblume ist etwas aufgezogen. Dadurch rücken zusätzliche Gegenstände, wie der Stuhl und das Wasserglas, mit ins Bild. Ein kleiner Trick kompensiert den Wegfall der braunen Farbe für den Holztisch: schwarze Astlöcher. Dicke Bleistiftstriche unterstreichen die Struktur der Möbelstücke.
WVZ27 | «Fleure sur table en bois, 1ère essai» | © Mag. Frank Gruber 2017
Ein Bild wirkt immer dann, wenn das Licht respektive die Flächen, auf welche kein oder wenig Licht auftrifft, einen Raum erzeugen. Nach Kant ist der Raum reine Anschauung. Er konstituiert vor jeglicher Erfahrung, a priori also, unsere Vorstellungskraft.
WVZ26 | «Drapeaux Tibetains à la nuit» | © Mag. Frank Gruber 2017
Manchmal fährt bei uns gegen Abend der Wind in Nord-Süd-Richtung, das heißt durch die Fluchten der Wohnhäuser hindurch. Es ist der Moment, an dem die Tibetanischen Fahnen auf dem Balkon zu tanzen beginnen – zu meiner Beruhigung!
WVZ25 | «Crépuscule montagnard» | © Mag. Frank Gruber 2017
Der Kamm der östlichen Brandenburger Alpen ist nicht höher als 1.600 Meter. Hoch genug, dass zum Leidwesen der Kufsteiner Bevölkerung, die Sonne, je nach Position, schon mal um eine gute Stunde früher, als man sich das vielleicht wünscht, verschwindet.
WVZ24 | «Verschränkte Beine in Jogginghose» | © Mag. Frank Gruber 2017
Ein Versuch, den komplexen Faltenwurf einer, in diesem Fall meiner eigenen Jogginghose, auf Papier zu bringen.
WVZ23 | «Hiver sans neige» | © Mag. Frank Gruber 2017
Das Bild zeigt Gebäude eines Innsbrucker Innenhofs. Im Hintergrund angedeutet die verschneite und etwas in Nebel gehüllte Nordkette. Dass es der fehlende Schnee dennoch in den Bildtitel geschafft hat, erklärt das schneefreie und deshalb orangefarben leuchtende Dach, das trotz des vorgestellten Baumes den Dreh- und Angelpunkt des Bildes darstellt.
WVZ22 | «Pieds à pose de travaille» | © Mag. Frank Gruber 2017
Die Tage unserer alten Ledercouch waren gezählt. Vielleicht auch deshalb drängte es mich danach, sie noch schnell einzufangen, so, wie sie mir die besten Dienste erwies: als Untersatz für meine Arbeit.
WVZ21 | «Chaise et table» | © Mag. Frank Gruber 2017
Klischee oder nicht, das Caféhaus ist ein guter Boden für den Schreiber. Warum das so ist? Dazu kann ich nur sagen, dass es nicht in jedem Caféhaus funktioniert. Im Café Central in Innsbruck habe ich jedenfalls schon hunderte Zeilen geschrieben.
WVZ20 | «Bougie à chauffe-plat» | @ Mag. Frank Gruber 2017
Die besondere Herausforderung dieses Kerzenhalters war seine geschwungene Form und der dicke Sockel, in dem allerlei Reflexe zu sehen waren.
WVZ19 | «Café noir dans une tasse blanche» | © Mag. Frank Gruber 2017
Eine Tasse Café im Haarstudio. Trinke ich eigentlich nie!
WVZ18 | «Vue Bozner Platz» | © Mag. Frank Gruber 2016
Zur Dekoration eines Weihnachtsgeschenkes an meine Lebensgefährtin bemalte ich das innere eines Theaterkartenumschlages mit dem Blick aus dem Fenster unseres Appartements. Leider war nicht die Zeit, die Zeichnung wie gewollt auszuführen. Ich musste zum Zug! Man erkennt immerhin die Rückseite des alten Handelskammergebäudes in zartgrün, den Verbindungsgang zum neuen Trakt und die Nordkette mit der Arzler Scharte.
WVZ17 | «Vin rouge» | © Mag. Frank Gruber 2016
Innsbruck besitzt eine Perle: das Leokino! Gezeigt werden Filme, die sich normalerweise nicht mehr in die großen Blockbusterkinos verlaufen. Autoren- und Programmkino vom feinsten, gezeigt ausschließlich in Originalfassung! Programm ist auch der exzellente italienische Wein, den man sich einfach ins Kino mitnehmen kann.
WVZ16 | «Abgelegter Kontrabass» | © Mag. Frank Gruber 2016
Anders als bei anderen Gelegenheiten war ich bei Konzerten immer schon zeitig am Ort gewesen. Ich genieße dann den Saal ohne Publikum und stelle mir vor, dass alle die bis hierhin erklungenen Töne irgendwo in den Wänden, an der Decke, im Äther?! gespeichert sein müssen.
WVZ15 | «Treibhausbar» | © Mag. Frank Gruber 2016
Aneinandergereihte Barhocker im Treibhaus. Einer versteckt sich hinter dem anderen.
WVZ14 | «Heuballstadl Toscana, Localitá Cappellese» | © Mag. Frank Gruber 2016
Das Schlafzimmerfenster unseres Agriturismo-Zimmers stand halb offen. Noch war die Morgenluft kühl. Ich blickte minutenlang gebannt auf den bewaldeten Hügel und den Stadl mit den Heubällen.
WVZ13 | «Localitá Cappellese Toscana» | © Mag. Frank Gruber 2016
Das Bild dieses Landstrichs in der Toscana entstand am späten Nachmittag, erkennbar am Schattenwurf der vereinzelten Bäume und Büsche. Der inhaltliche Bogen wird gespannt von den Äckern, Wegen, dem einsamen Haus und, im Hintergrund, den drei Windrädern. Nichts ist hier zufällig. Brave Kulturlandschaft.
WVZ12 | «Scheffau» | © Mag. Frank Gruber 2016
Eigentlich ist Scheffau, ich möchte sagen, berühmt für seine Zinnen und Gipfel. Das kleine Dorf liegt am Fuß des Wilden Kaiser. Wenn ich dort einen guten Freund besuche, dann kommt noch der schöne Garten mit gemauertem Grill und Schwimmbad hinzu, das übrigens in früheren Zeiten das öffentliche Freibad im Ort gewesen war.
WVZ11 | «Eisenmann Ferragosto» | © Mag. Frank Gruber 2016
Sommers auf der Schwimmanlage eines Freundes. Die Zusammenstellung dieses Ortes ist malerisch. Das Schwimmbad keines dieser modernen Thermen. Die Grillstation noch schön gemauert und mit Kohle betrieben. Und dann noch dieser Baum, dessen Zugehörigkeit mit entfallen ist. In diesem Bild nur schnell und unsauber angedeutet.
WVZ10 | «Bougie» | © Mag. Frank Gruber 2016
Kerzen sind in den Restaurants weit verbreitet. Sie sind so eine Art Minimalkomfortanzeiger. Auch im heruntergekommenste Resto wird man ein paar Teelichter finden. In ihrer Gegenwart macht Essen einfach mehr Spaß. Dieser Kerze sieht man nicht an, wie wild es eigentlich zuging an diesem Abend. Sie brannte ruhig und die Flamme entblößte ihr blaues Herz.
WVZ9 | «Autoportrait» | © Mag. Frank Gruber 2016
Nicht ohne Wirkung blieb der Besuch in der Albertina anlässlich einer Ausstellung über die russischen Expressionisten des 20. Jahrhunderts. Ich Malewitsch.
WVZ8 | «Balcon Burgtheater» | © Mag. Frank Gruber 2016
Die noch unbesetzten Stühle des gegenüberliegenden Balkons im Burgtheater wirkten für mich wie eigenständige Personen. Deshalb gab ich die schöne Regelmäßigkeit auf und zeichnete sie in unterschiedlichen Höhen und Breiten, mal dichter, mal weniger dicht aneinandergedrängt.
WVZ7 | «Eine Hand in den Augen eines Fünfjährigen» | © Mag. Frank Gruber 2016
Eine kurze Wartezeit im Kindergarten, die ich den ausgestellten Kunstwerken widmete. Auf jedem dieser Bilder eine andere Idee einer menschlichen Hand zu sehen. Was stellt sich ein Kind vor, wenn es eine solche aus dem Gedächtnis heraus malen soll? Eine Kralle, einen Sporn, ein Insekt? Nein! Ich stellte mir das vor. Die Kinder malen nicht mit dem Kopf.
WVZ6 | «Palmanova» | © Mag. Frank Gruber 2016
Mehr Italien als auf dem Hauptplatz von Palmanova geht nicht! Der mittig platzierte Mast war damals mit Bändern dekoriert, die im Wind tanzten. Der Schein (des Doms) trügt aber ein wenig. Palmanova ist eine Retortenstadt, gegründet im 16. Jahrhundert, zum Schutze gegen die Türken angelegt. Die symmetrisch verlaufenden Straßenzüge erlaubten es den Soldaten, sich in Windeseile in die Wehranlagen der Stadtmauern zu begeben.
WVZ5 | «Vue mer» | © Mag. Frank Gruber 2016
Auf dem Grundstück des Castello di Miramare gibt es überall diese aus Ziegel gefertigten Ballustraden. Ein Teilelement ist hier – erstmals in Farbe – abgebildet. Man blickt durch die einer Blüte nachempfundene Form hindurch auf das Meer. Achten Sie mal darauf, wenn Sie dort sind!
WVZ4 | «Cassetta per le lettre» | © Mag. Frank Gruber 2016
Für diese Gegend, wie wohl in ganz Italien sind die eingemauerten Briefkästen ein typisches Merkmal. Während einer kurzen Cafépause in Venzone befand sich ein Exemplar direkt vor mir.
WVZ3 | «Constantin dort» | © Mag. Frank Gruber 2016
Wie mein Sohn auf dem Spielplatz des Kindergartens neben mir eingeschlafen ist, sind es seine geschlossenen Augen, welche mich dazu inspirierten, ein schnelles Bild von seinem Gesicht zu fertigen. Faszinierend, wie von den sonst so großen Kulleraugen nur zwei dünne Striche übrig blieben. Es kam mir entgegen! Ich wusste in diesem Moment, dass er nicht lange schlafen würde. Ein paar Striche mussten genügen.
WVZ2 | «Leokino» | © Mag. Frank Gruber 2016
Meist sitze ich vor Filmbeginn eine Zeit lang alleine im Leokino und bewundere den türkisgrünen Vorhang und seinen Faltenwurf, bevor er die dahinterliegende Leinwand freigibt. Die sehr einfach gehaltene Skizze beschränkt sich darauf, die Falten und den darauf angedeuteten Schatten-Licht-Wechsel darzustellen.
WVZ1 | «Chataigne Schopperalm» | © Mag. Frank Gruber 2016
Eine der ersten Skizzen mit Bleistift entstand auf der Schopperalm nahe Kiefersfelden in Bayern. Die Objekte wie Stamm oder Sitzbank sind noch klar von ihrer Umgebung abgegrenzt 🙁 Gut zur Geltung kommen aber schon die Form der Baumkrone sowie eine gewisse Dichte des Blattwerks. Immerhin: man kauft der Skizze den Kastanienbaum ab.